Haben Sie gewusst, dass in der Schweiz jährlich rund 16'000 Knieeingriffe stattfinden? Vorbereitung ist der Schlüssel: Erfahren Sie, wie Training vor der Operation Ihren Heilungsprozess positiv beeinflussen kann.
Sie leiden unter Knieschmerzen aufgrund einer Arthrose, weshalb Ihnen bald eine Operation des Kniegelenkes bevorsteht? Dann sollten Sie in jedem Fall noch vor dem geplanten Eingriff mit dem richtigen Training beginnen.
Denn gerade bei geplanten Operationen lässt sich mit vorgängig gut trainierten Muskeln die Rehabilitationsphase positiv beeinflussen. Diese Methode wird «better in, better out» genannt. Das heisst, wer mit besserer Muskelfunktion zur Operation geht, kommt schneller und mit besserem Allgemeinzustand aus dem Spital raus. Folgende Vorteile lassen sich zusammenfassen, wenn sie vor der Knieoperation ein effizientes Training absolvieren:
Um zu verstehen, wie der Eingriff abläuft, müssen Sie zunächst wissen, wie das Kniegelenk aufgebaut ist:
Das grösste Gelenk Ihres Körpers setzt sich aus den Knochen des Oberschenkels «Femur» und Unterschenkels «Tibia = Schienbein und Fibula = Wadenbein» zusammen. Die Gelenkflächen werden durch den Femur und die Tibia gebildet. Weitere wichtige Strukturen sind die Menisken, Bänder, Sehnen und die Gelenkkapsel.
Zum Schutz des Knochengewebes besitzen Ober- und Unterschenkel eine Knorpelschicht, die die Knochenenden überzieht.
Weiter liegen zwischen dem Ober- und Unterschenkel die Menisken, die im Kniegelenk als Dämpfer wirken.
Zu einer Kniearthrose kommt es dann, wenn sich der Knorpel abbaut und die Knochenhäute mitsamt den darin enthaltenen Nervenzellen aneinander reiben.
Ursachen des Knorpelverschleisses können u. a. sein:
Ist der Knorpel zu sehr beschädigt und leiden Sie unter starken Schmerzen, so dass Sie nur noch hinkend gehen können, muss das Kniegelenk eventuell durch ein künstliches ersetzt werden.
Dafür schneidet das Operationsteam die Enden von Ober- und Unterschenkel heraus und befestigt stattdessen die künstlichen Gelenkflächen.
Folgende Einteilung der Wundheilungsphasen gelten in der Regel bei jeglicher Art von Wunden. Sei diese traumatisch durch einen Unfall bedingt, oder durch eine geplante Operation.
Vaskuläre Phase:
Die ersten zwei Tage nach dem Eingriff soll in erster Linie Ihr Kreislauf angeregt und ihre Lunge belüftet werden. Sie werden sich an die Bettkante setzen, in den Stand kommen und erste Gehversuche mit der Physiotherapie durchführen. Ausserdem wird bereits mit ersten sanften Bewegungsübungen begonnen, um die Gelenkbeweglichkeit zu erarbeiten, die Schwellung zu reduzieren und die Muskeln wieder zu aktivieren.
Zelluläre Phase:
Etwa zwei Tage nach der Knieoperation haben Sie schon erste Bewegungsübungen gelernt, die Sie, wenn möglich, selbständig durchführen können. So die Mantelspannung und Wischübungen am Boden. Und Ihr Therapeut/Ihre Therapeutin fördert weiter die Beweglichkeit Ihres Kniegelenks.
Eine weitere wichtige Massnahme dieser Phase ist das Gehen an Unterarmstützen auf der Ebene wie auch das Treppentraining. Denn erst, wenn Sie dies beherrschen, können Sie aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Sowohl in der vaskulären als auch in der zellulären Phase müssen Sie den Blutfluss in den Beinen anregen, um einer Thrombose vorzubeugen. Eine gute Übung hierfür ist die sogenannte Wadenpumpe:
Das ist erlaubt: Kreislaufanregung, Thromboseprophylaxe, Bewegungsförderung im schmerzfreien Bereich.
Da ist VORSICHT geboten: zu starke Belastung auf das Kniegelenk.
Bis zu drei Wochen nach dem Einsetzen des künstlichen Kniegelenks liegt das Hauptaugenmerk auf der weiteren Kräftigung der Beinmuskulatur sowie der Gangsicherheit an den Stöcken auf der Ebene wie auch auf der Treppe. Je nach Operationsverfahren dürfen Sie Ihr Knie dabei teilweise oder vollständig belasten.
Für die Kräftigung des Muskels an der Oberschenkelvorderseite (Quadrizeps) bietet sich folgende Übung an:
Das ist erlaubt: schmerzfreie Belastung, vorsichtige Kräftigung der Muskulatur, Gehtraining.
Da ist VORSICHT geboten: hohe Belastung mit Trainingsgeräten und Gewichten, intensive Dehnungen.
Bis zum 60. postoperativen Tag dürfen Sie nun intensiver mit Geräten trainieren. Mithilfe der medizinischen Trainingstherapie werden Sie ausreichend Muskeln aufbauen, sodass sich Ihre Schmerzen weiter reduzieren und Ihr Gangbild verbessert.
Als Übung für zu Hause bieten sich Kniebeugen an:
Das ist erlaubt: Muskelaufbau, medizinische Trainingstherapie mit Beinpresse, Laufband, Stepper etc., Koordinationsübungen für eine bessere Stabilität
Da ist VORSICHT geboten: noch keine Sprünge.
Ab dem 60. Tag befinden Sie sich in der Organisationsphase, die darauf ausgelegt ist, Sie vollständig an Ihre Alltagsbelastung heranzuführen.
Sie dürfen Ihre Beinmuskulatur (vor allem die Oberschenkelvorderseite) wieder dehnen, um das Kniegelenk so beweglich wie möglich zu machen:
Das ist erlaubt: Kraftaufbau bis zur Maximalkraft, Dehnungen, Stabilitätstraining bis zu Ihrem Ziel. Sei das das sichere Gehen auf unebenen Waldstücken oder sportspezifisches Training bis zu Sprüngen, Sprints. So oder so ist der Aufbau angeleitet und herangeführt durch die Physiotherapie.
Da ist VORSICHT geboten: Alles, was Schmerzen macht.
Nach jedem operativen Eingriff benötigt Ihr Körper ausreichend Rehabilitationszeit, um wieder richtig fit zu werden. Grundsätzlich wird dafür bis zu einem Jahr eingeplant. Dabei kommt es jedoch immer darauf an, wie viele Fähigkeiten Sie benötigen, um Ihren Alltag bewältigen zu können und wie mobil Sie vor der Operation waren.
Die anfängliche physiotherapeutische Einzeltherapie wird später durch medizinische Trainingstherapie oder selbständiges Training ersetzt. Dies wird so lange fortgeführt, bis das gewünschte Aktivitätsniveau erreicht ist.
Beachten Sie dabei, dass eine Operation keine Garantie dafür ist, dass danach alles ohne jegliche Beschwerden funktionieren wird. Arbeiten Sie jedoch motiviert mit der Physiotherapie zusammen, ist viel möglich. Durch die professionelle Unterstützung werden Sie sich immer weiter verbessern.
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Christopher Seidel
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