Vor der Knieoperation: Wie Ihnen Muskelaufbautraining hilft.

Die Vorteile des Trainings vor der Knieoperation

Sie leiden unter Knieschmerzen aufgrund einer Arthrose, weshalb Ihnen bald eine Operation des Kniegelenkes bevorsteht? Dann sollten Sie in jedem Fall noch vor dem geplanten Eingriff mit dem richtigen Training, der sogenannten Prähabilitation beginnen.

Denn gerade bei einer Operation des Hüftgelenks oder Kniegelenks lässt sich mit dieser better in better out Methode gute Erfolge erzielen:

Vor der Operation:

  • Weniger Schmerzen im Kniegelenk
  • Mehr Beweglichkeit und dadurch Verbesserung des Gehens
  • Hinauszögern der Operation aufgrund der verringerten Schmerzen

Nach der Operation:

  • - Bessere Beweglichkeit des Gelenks
  • - Weniger Schmerzen
  • - Verkürzung der Liegezeit, wodurch die Gefahr eines Blutgerinnsels sinkt
  • - Schneller Muskelaufbau und somit schnelles Laufen lernen
  • - Frühes Verlassen des Krankenhauses

Die Operation des Kniegelenks

Um zu verstehen, wie der Eingriff abläuft, müssen Sie zunächst wissen, wie das Kniegelenk aufgebaut ist:

Die Anatomie des Kniegelenks

Das grösste Gelenk Ihres Körpers setzt sich aus den Knochen des Ober- und Unterschenkels zusammen, die die Gelenkflächen bilden. Weitere wichtige Strukturen sind die Menisken, Bänder, Sehnen und die Gelenkkapsel.

Die Kniearthrose

Zum Schutz des Knochengewebes besitzen Ober- und Unterschenkel eine Knorpelschicht, die die Knochenenden überzieht.

Zu einer Kniearthrose kommt es dann, wenn sich der Knorpel abbaut und nur noch die Knochenhäute mitsamt der darin enthaltenen Nervenzellen aneinanderreiben.

Ursachen des Knorpelverschleisses können u. a. sein:

  • Beschädigte Menisken, die als Puffer zwischen Ober- und Unterschenkel liegen
  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • Stoffwechselprobleme

Der Einsatz eines neuen Kniegelenks

Ist der Knorpel zu sehr beschädigt, muss das Kniegelenk häufig durch ein künstliches ersetzt werden.

Dafür schneidet das Operationsteam die Enden von Ober- und Unterschenkel heraus und befestigt stattdessen die künstlichen Gelenkflächen. In manchen Fällen werden Löcher in die Knochenenden gebohrt, um dort das künstliche Gelenk einzusetzen.

Die Heilungsphasen nach einer Operation des Kniegelenks

Entzündungsphase

Vaskuläre Phase:

Die ersten zwei Tage nach dem Eingriff soll in erster Linie Ihr Kreislauf angeregt und ihre Lunge belüftet werden. Sie werden sich an die Bettkante setzen, in den Stand kommen und erste Gehversuche mit der Physiotherapie durchführen. Ausserdem wird mithilfe von Lymphdrainagen die Schwellung reduziert.

Zelluläre Phase:

Zwei Tage nach der Knieoperation wird Ihr Therapeut/Ihre Therapeutin die passive Beugung Ihres Kniegelenks durchführen. Anschliessend trainieren Sie diese Bewegung selbstständig, gegen die Schwerkraft ohne zusätzlichen Widerstand.

Eine weitere wichtige Massnahme dieser Phase ist das Gehen an Unterarmstützen. Denn erst, wenn Sie dies beherrschen, können Sie aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Sowohl in der vaskulären als auch in der zellulären Phase müssen Sie den Blutfluss in den Beinen anregen, um einer Thrombose vorzubeugen. Eine gute Übung hierfür ist die sogenannte Wadenpumpe:

  • Legen Sie sich in Rückenlage ins Bett, die Knie sind gestreckt
  • Strecken Sie die Zehen eines Fusses von sich weg, die anderen ziehen Sie in Richtung Schienbein
  • Wechseln Sie immer wieder die Seiten, sodass eine regelmässige Pumpbewegung entsteht
  • Führen Sie dies mehrmals täglich für jeweils mindestens 30 Sekunden durch

Das ist erlaubt: Kreislaufanregung, Thromboseprophylaxe

Das ist NICHT erlaubt: Zu starke Belastung auf das Kniegelenk

Proliferationsphase

Bis zu drei Wochen nach dem Einsetzen des künstlichen Kniegelenks liegt das Hauptaugenmerk auf der weiteren Kräftigung der Beinmuskulatur sowie der Gangsicherheit an den Stöcken. Funktioniert dies gut, ist die nächste Steigerung das Treppentraining. Je nach Operationsverfahren dürfen Sie Ihr Knie dabei teilweise oder auch vollständig belasten.

Für die Kräftigung des Muskels an der Oberschenkelvorderseite (Quadrizeps) bietet sich folgende Übung an:

  • Setzen Sie sich an Ihre Bettkante
  • Strecken Sie das betroffene Kniegelenk so gut es geht durch, sodass sich Ihr Unterschenkel nach oben bewegt
  • Halten Sie hier kurz und senken Sie dann den Fuss vorsichtig wieder nach unten ab
  • Machen Sie diese Bewegung 10 bis 15 Mal und wiederholen Sie dieses Set dreimal

Das ist erlaubt: Schmerzfreie Belastung, Kräftigung der Muskulatur, Gehtraining

Das ist NICHT erlaubt: Hohe Belastung mit Trainingsgeräten und Gewichten, intensive Dehnungen

Konsolidierungsphase

Bis zum 60. postoperativen Tag dürfen Sie nun intensiver mit Geräten trainiert. Mithilfe der Medizinischen Trainingstherapie werden Sie ausreichend Muskeln aufbauen, sodass sich Ihre Schmerzen weiter reduzieren und Ihr Gangbild verbessert.

Als Übung für zu Hause bieten sich Kniebeugen an:

  • Stellen Sie sich dafür aufrecht hin, Ihre Beine stehen circa hüftbreit voneinander entfernt
  • Beugen Sie dann Ihre Knie und strecken Sie Ihr Gesäss gleichzeitig nach hinten raus
  • Achten Sie darauf, dass Ihre Knie nicht über Ihre Zehen nach vorne hinausragen
  • Absolvieren Sie 3 Durchgänge mit jeweils 10 Wiederholungen

Das ist erlaubt: Muskelaufbau, Medizinische Trainingstherapie mit Beinpresse, Laufband, Stepper etc., Koordinationsübungen für eine bessere Stabilität

Das ist NICHT erlaubt: Sprünge

Organisations- oder Umbauphase

Ab dem 60. Tag befinden Sie sich in der Organisationsphase, die darauf ausgelegt ist, Sie vollständig an Ihre Alltagsbelastung heranzuführen.

Sie dürfen Ihre Beinmuskulatur (vor allem die Oberschenkelvorderseite) wieder maximal dehnen, um das Kniegelenk so beweglich wie möglich zu machen:

  • Begeben Sie sich dafür in den Kniestand
  • Stellen Sie das linke Bein vor sich auf, Hüft- und Kniegelenk bilden einen 90-Grad-Winkel
  • Greifen Sie den rechten Fuss und versuchen Sie ihn an Ihr Gesäss zu bringen (können Sie Ihren Fuss nicht greifen, bietet sich ein um den Fuss geschlungener Gürtel als Hilfsmittel an)
  • Halten Sie diese Stellung dreimal für mindestens eine Minute

Das ist erlaubt: Maximalkraft, lange Dehnungen, Sprünge, Sprints angeleitet und herangeführt durch die Physiotherapie

Das ist NICHT erlaubt: Alles, was Schmerzen macht

Fazit:

Nach jedem Eingriff benötigt Ihr Körper ausreichend Rehabilitationszeit, um wieder richtig fit zu werden. Grundsätzlich wird dafür bis zu ein Jahr Therapie eingeplant. Dabei kommt es jedoch immer darauf an, wie viele Fähigkeiten Sie benötigen, um Ihren Alltag bewältigen zu können und wie mobil Sie vor der Operation waren.

Die anfängliche physiotherapeutische Einzeltherapie wird später durch Medizinische Trainingstherapie oder selbstständiges Training ersetzt. Dies wird so lange fortgeführt, bis das gewünschte Aktivitätsniveau erreicht ist.

Beachten Sie dabei, dass eine Operation keine Garantie dafür ist, dass danach alles ohne jegliche Beschwerden funktionieren wird. Arbeiten Sie jedoch motiviert mit der Physiotherapie zusammen, ist viel möglich. Durch die professionelle Unterstützung werden Sie sich immer weiter verbessern.

Sie interessieren sich für ein Aufbautraining vor einer Operation? Oder Ihre Operation ist bereits geplant und Sie brauchen danach eine Physiotherapie. Reservieren Sie gleich jetzt einen Termin bei Monika Leuthold, Inhaberin Physiotherapie Oberwinterthur

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